Der Weg zu einem selbstbestimmten Leben: Persönliche Assistenz für ALLE Menschen mit Behinderungen
Die Lebenshilfe Vorarlberg fordert die Umsetzung der Persönlichen Assistenz für alle Menschen mit Behinderungen, insbesondere auch für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember wurde eine Deklaration präsentiert, die konkrete Maßnahmen und Lösungsansätze enthält, und an Landesrätin Martina Rüscher übergeben wird.
Ein selbstbestimmtes Leben ist ein grundlegendes Recht, und Persönliche Assistenz ist für Menschen mit Behinderungen der Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung und damit zu einer höheren Lebensqualität. In Österreich wird einer Gruppe von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen ihr Recht auf Persönliche Assistenz aber noch verwehrt, da ihnen die Anleitungskompetenz abgesprochen wird – also die Fähigkeit, einer Assistenzkraft klare Anweisungen zu geben, welche Unterstützung sie benötigen.
„Es ist nicht zu akzeptieren, einem Teil der Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen ihre Anleitungskompetenz abzusprechen. Durch individuell angepasste Assistenzmodelle und mit Hilfe von Modellen der Unterstützten Entscheidungsfindung sind sie sehr wohl in der Lage, ein selbstbestimmtes Leben zu führen“, wie Georg Matzak, Geschäftsbereichsleiter der Lebenshilfe Vorarlberg, ausführt. „Man übersieht dabei, dass Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen sowie ihre Persönlichen Assistentinnen und Assistenten über Fähigkeiten verfügen, sich zu verstehen und aufeinander einzugehen. Den Angehörigen und dem Unterstützerkreis kommt dabei eine wichtige Vermittlerrolle zu, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Erforderliche fachliche Unterstützung sollte bei Bedarf jederzeit verfügbar sein, um eine personenzentrierte Lebensbegleitung sicherzustellen“, ergänzt Adriane Feurstein, Vizepräsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg.
Individuell angepasste Unterstützungssysteme
Die Deklaration, basiert auf den Ergebnissen des Trialogs 2024 der Lebenshilfe Vorarlberg und dem Konzept Persönliche Assistenz von Dr. Franz-Joseph Huainigg, Nationalratsabgeordneter a.D. und Aktivist für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Sie enthält ein innovatives Modell, das eine Brücke zwischen Persönlicher Assistenz und institutioneller Begleitung schlägt. Es vereint verschiedene Ansätze, wie etwa Modelle zur Unterstützten Entscheidungsfindung, mit denen Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen bei der Informationsaufnahme und Entscheidungsfindung begleitet werden. Ergänzt wird es zudem durch ein Persönliches Budget, das mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Assistenzleistungen ermöglicht, sowie durch individuelles Care Management durch Vertrauensperson(en). Dieser Lösungsansatz zeigt, wie die Persönliche Assistenz auch für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen effektiv umgesetzt werden kann, um ihnen die Freiheit und Autonomie zu ermöglichen, die für ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben notwendig sind.
„Sein Leben nach den eigenen Wünschen zu gestalten, ist ein Menschenrecht und auch in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, die auch Österreich unterschrieben hat. Persönliche Assistenz ermöglicht mir, selbstbestimmter zu leben. Deshalb fordern die Unterstützer unserer Deklaration und ich, dass sie für alle Menschen mit Behinderungen zugänglich sein muss“, betont Klaus Brunner, Selbstvertreter und Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Vorarlberg.
Politische Maßnahmen erforderlich
„Um die Herausforderungen der Persönlichen Assistenz für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen erfolgreich zu bewältigen, sind dringend umfassende politische Maßnahmen notwendig“, stellt Michaela Wagner-Braito, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Vorarlberg, klar. „Die Politik muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit wir allen Menschen mit Behinderungen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben bieten können.“ Die Übergabe der Deklaration an Landesrätin Martina Rüscher zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen soll ein starkes Signal senden: Es gibt konkrete Lösungsansätze. Es braucht politische Entscheidungen, die die Persönliche Assistenz zu einem Angebot für ALLE Menschen mit Behinderungen machen, die niemanden ausschließen.
