„Persönliche Assistenz“ - Chancen für ein selbstbestimmtes Leben nutzen
Am 23. und 24. Mai 2024 lud die Lebenshilfe Vorarlberg zum diesjährigen Trialog ein, der diese Mal das Thema „Persönliche Assistenz“ in den Mittelpunkt stellte. Den einführenden Impulsvortrag gestalteten der ehemalige Nationalratsabgeordnete Dr. Franz-Joseph Huainigg und seine Persönliche Assistentin Maike Heinrich. Die Veranstaltung wurde von Georg Matzak, Geschäftsbereichsleiter der Lebenshilfe Vorarlberg, sowie Klaus Brunner, erstgewählter Selbstvertreter und Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Vorarlberg, begleitet. Dabei wurden wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Persönlichen Assistenz gesetzt.
Persönliche Assistenz ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigungen ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe. Trotz Fortschritten in den vergangenen Jahren ist diese Unterstützung noch nicht allen Menschen mit Behinderungen zugänglich. Insbesondere Personen mit intellektuellen Beeinträchtigungen, hohem Unterstützungsbedarf oder psychischen Erkrankungen haben bisher Schwierigkeiten, Zugang zu entsprechenden Dienstleistungen zu erhalten.
Menschen mit Behinderungen, professionelle Begleiter*innen aus sozialen Organisationen und Angehörige waren daher eingeladen, sich im Rahmen des Trialogs mit dem Titel „Persönliche Assistenz – Chancen für ein selbstbestimmtes Leben“ auszutauschen.
Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben
Dr. Franz-Joseph Huainigg, selbst Assistenznehmer und Aktivist für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, sowie seine Persönliche Assistentin Maike Heinrich waren als Experten eingeladen, den Trialog zu begleiten. In ihrem Impulsvortrag betonten sie die außerordentliche Bedeutung der Persönlichen Assistenz für die Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen. „Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten sollten Zugang zu Persönlicher Assistenz bekommen. Ebenso sollten sie ein persönliches Budget haben, damit sie entscheiden was sie machen wollen und wie sie es machen wollen“, hielt Dr. Huainigg fest. Damit dies allerdings möglich sei, brauche es klare Rahmenbedingungen. Denn, wie Persönliche Assistentin Maike Heinrich, betonte, bedeute Persönliche Assistenz Unterstützung genau dort, wo sie benötigt wird, ohne Bevormundung.
Ebensolche Rahmenbedingungen zu diskutieren, war dann die Aufgabenstellung des Workshops. Die Teilnehmer*innen wurden ermutigt, ihre Perspektiven einzubringen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Trotz der Vielfalt der Meinungen war ein Konsens erkennbar: Die Persönliche Assistenz ist ein essenzielles Instrument zur Förderung von Selbstbestimmung und Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen. Die Herausforderung bestehe nun darin, die Erkenntnisse gezielt an die verantwortlichen politischen Entscheidungsträger weiterzugeben, um die Persönliche Assistenz weiter zu verbessern und für alle zugänglich zu machen.
Georg Matzak, Geschäftsbereichsleiter der Lebenshilfe Vorarlberg, zeigte sich erfreut über das Engagement und die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer*innen: „Der Trialog hat deutlich gemacht, wie wichtig Persönliche Assistenz für die Lebensqualität und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen ist. Die Zusammenarbeit und die erarbeiteten Inputs werden helfen, diese Dienstleistung weiter zu verbessern und für alle Menschen mit Beeinträchtigungen auszubauen.“
Adriane Feurstein, Vizepräsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg, ergänzt: „Unser Ziel ist es, uns von traditionellen stationären Einrichtungen zu lösen und stattdessen auf Inklusion und Partizipation zu setzen. Dies gilt auch für die Zielgruppen der Lebenshilfe Vorarlberg mit hohem Unterstützungsbedarf, Autismusspektrumsstörungen und psychischen Erkrankungen. Warum sollten nicht auch diese Personen, entsprechend ihrer Lebensphase, die Möglichkeit haben, selbstbestimmt Persönliche Assistenz zur Steigerung ihrer Lebensqualität zu erhalten?“
„Trialog“ der Lebenshilfe Vorarlberg
In regelmäßigen Abständen lädt die Lebenshilfe Vorarlberg zum „Trialog". Hier kommen Menschen mit Behinderungen als Expert*innen in eigener Sache gleichermaßen zu Wort, wie Angehörige und professionelle Begleiter*innen der Lebenshilfe Vorarlberg und anderer Sozialorganisationen. Mit externen Fachleuten werden aktuelle Themen erarbeitet und reflektiert. Ziel des „Trialogs“ ist der Austausch, Verständnis für die unterschiedlichen Sichtweisen zu schaffen und das aktive Mitgestalten. Im Fokus steht dabei stets, die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen zu verbessern.
Pilotprojekt in Vorarlberg
Das Land Vorarlberg nimmt seit Anfang des Jahres an einem Pilotprojekt zur Ausweitung und Harmonisierung der Persönlichen Assistenz teil. Das neue Modell integriert die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz und im Privatbereich. Durch die Ausweitung auf alle Lebensbereiche können Menschen zwischen 15 und 65 Jahren mit einem Grad der Behinderungen von mindestens 50 Prozent diese Dienstleistung bis zu 3.600 Stunden jährlich beantragen. Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, die Persönliche Assistenz auch Menschen mit intellektuellen und psychischen Beeinträchtigungen zugänglich zu machen.