„Mein Leben – meine Entscheidung!“
Am 15. und 16. Mai 2025 lud die Lebenshilfe Vorarlberg zum Trialog ein. Unter dem Titel „Mein Leben – meine Entscheidung“ stand das Menschenrecht auf ein selbstbestimmtes Leben im Mittelpunkt. Menschen mit Behinderungen, Angehörige und Fachkräfte diskutierten, wie echte Mitbestimmung in allen Lebensbereichen möglich wird. Begleitet wurde die Veranstaltung von der international renommierten Menschenrechtsexpertin Dr. Marianne Schulze.
Selber entscheiden in allen Lebensbereichen
Im Zentrum der zweitägigen Veranstaltung stand die Frage, wie Menschen mit Behinderungen selbst über ihr Leben entscheiden können – sei es beim Wohnen, Arbeiten oder in der Freizeit. Was selbstverständlich klingt, ist für viele noch keine gelebte Realität. Fremdbestimmung, eingeschränkte Wahlmöglichkeiten und fehlende Mitbestimmung prägen oft den Alltag. Die 2008 in Österreich ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verpflichtet Staat und Gesellschaft, die volle und gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen sicherzustellen. Allerdings ist dieses Recht bis heute nicht umgesetzt.
Beim Trialog erörterten Menschen mit Behinderungen, Angehörige und Fachkräfte notwendige Veränderungen und konkrete Handlungsmöglichkeiten. Im Fokus standen die Rechte von Menschen mit Behinderungen, ihre Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen. Die Gespräche zeigten, dass oft gesellschaftliche und gesetzliche Strukturen fehlen, die echte Mitbestimmung ermöglichen.
Die Juristin und international tätige Menschenrechtsexpertin Dr. Marianne Schulze setzte in ihrem Eröffnungsvortrag wichtige Impulse: „Menschenrechte gelten für alle – ohne Wenn und Aber. Die Umsetzung der UN-BRK erfordert einen grundlegenden Wandel: Weg von reiner Fürsorge und Bevormundung, hin zu echter Teilhabe und Selbstbestimmung.“
Plattform für Austausch und Mitgestaltung
Am zweiten Tag arbeiteten die Teilnehmenden in mehreren Workshops zusammen. Menschen mit und ohne Behinderungen tauschten sich aus, entwickelten gemeinsam Ideen und erarbeiteten konkrete Maßnahmen. Im Fokus standen unterstützte Entscheidungsfindung, Barrierefreiheit und Partizipation auf Augenhöhe. „Es reicht nicht aus, Menschen mit Behinderungen zu fragen, was sie wollen. Man muss ihnen auch zuhören – und das Gehörte umsetzen“, bringt Klaus Brunner, Selbstvertreter und Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Vorarlberg, es auf den Punkt.
Adriane Feuerstein, Vizepräsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg und Angehörige, ergänzt: „Selbstbestimmung heißt für uns Angehörige vor allem, dass die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ernst genommen werden. Es geht darum, ihren eigenen Weg zu gehen – auf Augenhöhe und mit Respekt.“
Abschließend betont Georg Matzak, Geschäftsbereichsleiter der Lebenshilfe Vorarlberg: „Die UN-BRK ist kein theoretisches Papier, sondern ein Handlungsauftrag für uns alle. Der diesjährige Trialog hat aufgezeigt, wie wir diesen Auftrag mit Leben füllen können – durch Beteiligung, gegenseitigen Respekt und den Willen zur Veränderung. Dafür braucht es nun auch klare Signale aus der Politik – in Form verbindlicher Vorgaben, gesicherter Finanzierung und verlässlicher Umsetzung.“