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Innovation call #1

Innovation call #1 fördert inklusives Mobilitätkonzept der Lebenshilfe Vorarlberg

Der Vorarlberger Sozialfonds hat erstmals einen „innovation call“ ausgeschrieben. Soziale Träger und Organisationen waren eingeladen, kooperative, mutige und zukunftsweisende Projekte und Ideen einzureichen, die maßgebliche Wirkung auf soziales Miteinander haben und Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft entfalten können. Insgesamt wurden am 14. Juli 2022 drei Siegerprojekte auf der Pressekonferenz des Landes Vorarlberg verkündet. Das Projekt „inklusiv nachhaltig mobil im Bregenzerwald“ bestach durch seine Verbindung von Klimaschutz mit sozialem Engagement.

Innovation call #1 – das Ergebnis

Für den innovation call #1, den der Sozialfonds von Anfang Februar bis Ende März ausgeschrieben hatte, wurden insgesamt 40 Anträge eingereicht. Das Kuratorium des Sozialfonds hat auf Vorschlag der Auswahlkommission drei innovative Projekte mit Förderungen bedacht. „Die drei Projekte zeichnen sich durch innovative Ansätze und spannende Kooperationen aus und zeigen das sozialräumliche Potential im Sozialbereich auf. Insgesamt werden aus den Mitteln des Sozialfonds 250.000 Euro zur Verfügung gestellt“, erklärt Landesrätin Katharina Wiesflecker.

„Unser Projekt überzeugte“

Die Lebenshilfe Vorarlberg wird gemeinsam mit der Regio Bregenzerwald, dem Landbus Bregenzerwald und der Bildungsdirektion für Vorarlberg das Projekt „inklusiv nachhaltig mobil im Bregenzerwald“ umsetzen. „Unser Projekt trägt zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und bei der Entstehung eines wertvollen Miteinanders in der Gesellschaft bei“, freut sich Geschäftsführerin Michaela Wagner-Braito. Ziel ist es, die Mobilitätskompetenzen von Menschen mit Behinderungen zu stärken und gleichzeitig die Mobilitätsangebote nachhaltig zu erweitern. Fahrgemeinschaften oder klimafreundliche Gütertransporte mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Workshops mit den Mittelschulen und bürgerschaftliches Engagement sollen damit gefördert werden.

Um Menschen mit Unterstützungsbedarf die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel zu ermöglichen, wird weitgehend auf die Einrichtung professioneller Dienste verzichtet. Mit Hilfe von Workshops an sämtlichen Mittelschulen der Region werden SchülerInnen der vierten Mittelschulklassen sensibilisiert, Unterstützungsbedarfe von Fahrgästen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkennen und angemessene Hilfen zu leisten.

Ein derart geknüpftes Hilfsnetz von MobilitätsbegleiterInnen ist dichter, im Auftreten zurückhaltender und persönlicher als ein professionelles und institutionalisiertes. Es stärkt die Autonomie der auf Hilfe angewiesenen Menschen und macht Unterstützungsleistungen unabhängiger von finanziellen Ressourcen.

Ein Beispiel: Unterwegs mit dem „Nudel- und Eierexpress“ 

„Mit unserer Initiative „inklusiv nachhaltig mobil im Bregenzerwald“ sprechen wir Menschen an, die sich gerne im öffentlichen Raum bewegen und die bereit sind, Güter auf öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren. Durch diese umweltfreundlich und persönlich gestaltete Form der Zustellung tragen die Kuriere zum Gemeinwohl und zur Erhaltung unserer natürlichen Lebensräume bei“, erklärt Andreas Bartl, Projektleiter der Lebenshilfe Vorarlberg.

Der Eierexpress von Bezau auf die Alpe Niedere: Der Berggasthof Alpe Niedere ist auf regelmäßige Lieferungen von Eiern aus dem Tal angewiesen, die einmal pro Woche von zwei Kurieren in Rucksäcken und stoßsicheren Behältern auf den Berg gebracht werden. Die Kuriere holen die etwa 150 Eier bei einem Bauernhof in Bezau ab und fahren mit dem öffentlichen Bus zur Talstation der Bergbahn Bezau und mit der Seilbahn auf die Baumgartner Höhe. Von dort führt ein Fußweg mit herrlicher Fernsicht in etwa 30 Minuten zum Berggasthof.

Der Nudel- und Eierexpress von Sibratsgfäll nach Lustenau: Vier begleitete MitarbeiterInnen der Werkstätte Bezau sind regelmäßig am Dorner Hof, einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft in Sibratsgfäll, tätig. Auf 929 Metern Seehöhe arbeiten sie im ganzjährig kultivierten Gewächshaus im Gemüse- und Kräutergarten, unterstützen den Bauern bei Tätigkeiten im Hühner-Freiland und verpacken die in der Dorfbäckerei hergestellten Kekse und Nudeln. Ein Teil der am Hof gelegten Eier und hergestellten Urdinkelnudeln werden einmal pro Woche von einem Beschäftigten der Lebenshilfe mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gutshof Heidensand, einem landwirtschaftlichen Anwesen der Marktgemeinde Lustenau an der Schweizer Grenze, transportiert. Die Eier und Nudeln werden im Hofladen in Heidensand verkauft.

Ein weiteres Siegerprojekt war das „Cool housework (CoHo*) –  Basisalltagskompetenzen Haushalt stärken“ der Caritas, das zusammen mit aks gesundheit und dem Katholischen Bildungswerk durchgeführt wird. Dieses Projekt bietet adäquate Antworten auf die Herausforderungen von (vor allem) jungen Familien im Bereich der Haushaltsführung.

Auch das dritte Projekt „Garten der Begegnung - sozialräumliche Nutzungsmöglichkeiten eines barrierefreien Raums“ wird von der Caritas und der Stadt Bludenz umgesetzt. Vorgesehen ist die Neugestaltung des Gartens der Werkstätte Bludenz, sodass ein möglichst offener, barrierefreier und inklusiver Raum entsteht, dessen Nutzungskonzepte und -möglichkeiten partizipativ mit den unterschiedlichsten Systempartnerinnen und Systempartner und der Zivilbevölkerung ausgehandelt werden.

Wir gratulieren allen ausgewählten Projektteilnehmenden und freuen uns sehr mit unserem Team.

Foto: Land Vorarlberg / B. Hofmeister

Gruppenfoto von links nach rechts: Caritas-Direktor Walter Schmolly, Landesrätin Katharina Wiesflecker, Lebenshilfe-Geschäftsführerin Michaela Wagner-Braito und Gemeindeverbandsvizepräsident Bürgermeister Christian Loacker bei der Präsentation in Feldkirch.